Brutverhalten





Der Unterbau eines Nestes besteht aus stärkeren Ästen, die Auflage aus feinerem Reisig, Grasbüscheln, Laub und anderem Polstermaterial. Durch vielfache Benutzung können große Nestburgen von bis über zwei Meter Höhe entstehen, da jedes Jahr auf das alte Nest angebaut wird, ein völliger Neubau dauert circa acht Tage.






Ein Gelege besteht im Durchschnitt aus drei bis fünf Eiern, die zwischen März und Mai gelegt werden. Die Eier sind etwa 110 g schwer, leicht weiß glänzend und haben eine feine Körnung. Der Legeabstand beträgt etwa zwei bis drei Tage. Weißstörche haben eine Jahresbrut und es gibt normalerweise kein Nachgelege. Das Brüten beginnt schon vor Vollständigkeit des Geleges und die Brutdauer beträgt etwa 33-34 Tage.
Der vorher noch brütende Storch geht nur dann auf Nahrungssuche, wenn sich sein Partner bereits auf dem Nest befindet. Nachts sitzt allerdings immer das Weibchen auf dem Gelege.
Die Störche stehen etwa jede viertel bis halbe Stunde auf um ihre Eier zu belüften und das Nest zu überprüfen.


Befeuchtet werden die Eier durch die natürliche Luftfeuchtigkeit. Sollte es zu trocken werden (zu hohe Außentemperatur), begeben sich die Störche ins Wasser und setzen sich feucht wieder auf ihr Gelege.
Weil Störche auch Zivilisationsmüll als Nistmaterial eintragen, kann es in seltenen Ausnahmefällen dazu kommen, dass durch eingebautes Plastikmaterial der Wasserabfluss aus dem Nest behindert wird und Küken dadurch unterkühlt werden.

Eine Gefahr die beim Nestbau besteht, ist der Einbau von Abfällen. Dies kann manchmal tödlich für die Küken enden. Wenn zum Beispiel eine integrierte Plastikplane den Wasserabfluss aus dem Nest verhindert, ist es schon vorgekommen, dass Küken ertrinken.




Das Schlüpfen der Nesthocker erfolgt, wenn sie voll entwickelt sind und der Dottersack aufgebraucht ist, der ihnen während ihrer Entwicklung im Ei als Energievorrat zur Verfügung stand. Eine Erleichterung beim Schlüpfen bietet ein starker Ausschlüpfmuskel am Genick und ein hornartiger Höcker auf dem Schnabel (Eizahn) mit dem sie sich aus dem Ei picken. Allerdings verschwindet beides nach ein paar Tagen.
Sobald Piepgeräusche aus dem Inneren der Eier zu hören sind, werden die adulten Störche unruhig. Im Normalfall dauert das Schlüpfen circa 24 Stunden. Nach dem Schlüpfen sind die höchstens 80 g schweren Küken völlig erschöpft und müssen unbedingt warmgehalten werden, da sie nackt zur Welt kommen.




Beide Elternstörche tragen das Futter im Kropf, der kurz vor dem Magen sitzt, zum Horst und würgen es dort wieder aus. Bei Trockenheit wird zusätzlich Wasser im Schlund herangebracht.


Das Auftauchen der adulten Störche bewirkt bei den Jungen ein Betteln, dass sich durch miauende Geräusche, einen vorgebeugten Oberkörper und Flügelschlagen ausdrückt.


Dies ist eine Instinkthandlung. Der rote Schnabel ihrer Eltern ist der angeborene Auslöser für die Pickreaktion: Die Kücken picken den Störchen auf die Schnäbel und diese würgen das Futter hervor. Sollte ein Küken zu schwach sein um zu Picken wird es ausgesondert, da es von den Eltern meist als lebensunfähig identifiziert wird. Das Küken wird getötet oder verhungert, und schließlich aus dem Nest geworfen.

Solange sie noch klein sind, werden die Storchenküken etwa alle zwei bis drei Stunden gefüttert; sie können für einen kurzen Zeitraum bis zu 1.600 g Nahrung pro Tag aufnehmen. Ein Altstorch dagegen benötigt nur etwa 500 bis 700 g. Der Grundumsatz dagegen, also ohne größere Aktivität, liegt dagegen bei 200 bis 300 Gramm Futter pro Tag.

Bei der Gefiederpflege werden die Federn durch den Schnabel gezogen um sie zu glätten und einzufetten. Zum Federordnen gehören auch das "sich schütteln" und weitere Bewegungsweisen. Die Kopfregion wird häufig mit den Zehen gekratzt. Gegenseitige Gefiederpflege, besonders an der Kopfregion, dient oft nicht nur der Entfernung von Parasiten, sondern auch den sozialen Bindungen unter den Störchen.



Zeitliche Unterteilung der Aufzucht:

- Bis zur 4.-5. Woche ist immer ein Erwachsener am Nest und hält Wache.
- Ab dem 14. Tag wird Kot selbstständig von den Küken aus dem Nest gespritzt, um es sauber zu halten.
- Mit 22 Tagen haben die Jungstörche die Fähigkeit, kurzzeitig zu stehen; erst mit 6-7 Wochen können sie ausdauernd stehen.
- Nach sieben Wochen haben die juvenilen Störche etwa die Größe ihrer Eltern erreicht.
- Mit circa 9 Wochen werden die Jungen flügge.
- Unabhängig sind sie nach weiteren 7-20 Tagen (also im Alter von ca. drei Monaten).




Zu Beginn sind die Küken ungefähr eine halbe Faust groß und nackt, bilden dann aber innerhalb einer Woche ein graues Daunenkleid aus. Und schon nach 14 Tagen treten die Schwungfedern als schwarze Säume an den Flügeln hervor. Die Küken wachsen sehr rasant, da sie anfangs mehr als ihr halbes Körpergewicht an Nahrung zu sich nehmen können.

FOTOREIHE ZUR DARSTELLUNG DES WACHSTUMS VON STORCHENKÜKEN

Bei Störungen am Nest stellen sich die Küken im Nest tot. Dieses Verhalten ist ein natürlicher Reflex zum Schutz vor Greifvögeln.

Quelle und Fotos: Facharbeit von Michaela Meiershofer 2006/07


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